Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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Auschwitz, 16. 2. 42
Lieber Walter!
Du hast mich wirklich überrascht, erstens mit deinem Brief und zweitens mit der Meldung. Ich gratuliere Dir zu Deinem Erfolg bei der Musterung. Wenn Du halt Lust und Liebe zur Fliegerwaffe hast, will ich Dir die Freude nicht verderben und Dir den Bogen unterschrieben zurückschicken. Hoffentlich hast du auch Glück dabei mein Lieber. Ich nehme an, dass die Verpflichtung nur für die Dauer des Krieges ist. Was ist aus Deinen anderen Kameraden in der Musterung geworden? Was sagt denn eigentlich die Mama zu Deinem Vorhaben, der wird es nicht so ganz recht sein.
Wie Du mir schreibst, soll auch Deine Prüfung in nächster Zeit sein. Setz Dich nur ordentlich dahinter, dass Du gut abschneidest. Denn wer heute in der Welt durchkommen will, der muss was können. Wie hast Du denn in der Berufsschule abgeschnitten?
Hier ist ein Mordsbetrieb, da wird alles auf den Kopf gestellt. Da steht schon eine ganze Ortschaft von Baracken und nicht so kleine. Es sind so durchschnittlich 12 bis 14 Zimmer in so einer Baracke und jedes einzelne ist etwa 6 - 7 m lang und etwa 4,50 bis 5 m breit. Durch die Mitte geht ein schöner breiter Flur. Wir sind 5 Herren in einem Zimmer. Jeder hat für sich einen Schreibtisch und einen Schrank zum Ablegen der Mäntel, Bürojacken und Hüte.
Ein Konzentrationslager gibt ist auch hier mit etwa 50.000 Sträflingen. Alle haben einen schwarzweißgestreiften Anzug an. Es sind zum größten Teil Polen, aber auch Reichsdeutsche. Bei den Polen sind sehr viele Männer aus den intelligentesten Kreisen darunter. Die werden mit Absicht hier behalten. Mit diesen Leuten kann nun schon allerhand geleistet werden, zumal viele darunter sind, die einen Beruf gelernt haben. Jeder muss dann in seinem Beruf arbeiten. Im Lager ist unter anderem eine Möbelschreinerei, Sägewerk, Betonfabrik usw. In Polen braucht einer nicht viel zu machen und schon hat er einen gestreiften Anzug.
Nun Hals- und Beinbruch und herzliche Grüße
Dein Vater