Feldpost im Zweiten Weltkrieg
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Josef Werner Mölders an den kath. Stadtpfarrer (Probst) in Stettin kurz vor seinem Absturz.

Mein lieber Herr Probst.
Zu den schönsten Stunden an der Front gehören die Stunden, in denen ich Ihre lieben Briefe lesen kann. Seine Sie nicht bös, väterlicher Freund, wenn ich Ihnen nicht immer gleich schreiben kann, aber die Zeit fehlt. Über meine Arbeit habe ich Ihnen schon im vorigen Brief berichtet. Inzwischen sind wieder viele meiner Kameraden gefallen. Aber die Angst vor dem Tode haben wir verlernt, denn was ist der Tod anderes als eine kurze Trennung, denn ein besseres Wiedersehen im Jenseits. Viele der sogenannten "Lebensbejahenden", die uns noch zu Anfang der großen Schlachten verlachten und verspotteten, holen sich jetzt bei den "Lebensverneinenden" Katholiken Mut und Kraft. Sie beneiden uns, dass wir über das irdische Leben leichter hinwegkommen als sie, an dem sie mit allen Fasern des Herzens hängen. Sie haben den Spott und den Hohn im Angesicht unserer seelischen Stärke, die wir allein unserem Glauben verdanken, verlernt. Viele sind bekehrt und setzen das Ideal höher als alle irdischen Schätze und Verlockungen. Und ich glaube, dass hierin ein tiefer Sinn des Krieges liegt. Es ist an der Zeit, dass die Menschen wieder glauben lernen, wieder beten lernen. Ich freue mich, Ihnen sagen zu können, dass viele durch unser kath- Beispiel viele besser und glücklicher geworden sind. Ihr Spott verwandelt sich in Achtung, in Liebe. Für sie ist es nicht so leicht wie für uns, aber es gibt nichts Schöneres, als wenn sich ein Mensch durch all den Schlamm hindurchgerungen hat zum Erkennen, zum Licht, zum wahren Glauben. - Um mich brauchen Sie keine Sorge haben haben. Wenn ich eines Tages mein Leben für die Freiheit unserer Nation hingeben muss, d i e Gewissheit kann ich Ihnen geben: ich falle im a l t e n Glauben, gestärkt durch die Sakramente der Kirche. Wenn auf meinem letzten Gang ein Priester nicht mehr dabei sein kann, so verlasse ich diese Erde im Bewusstsein, in Gott einen gnädigen Richter zu finden. Noch aber habe ich die feste Hoffnung, dass sich alles zum Guten wenden wird. - Schreiben Sie mir bald wieder und gedenken Sie im Gebet

Ihres
gez. Werner Mölders.